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Think positive – Erfolg beginnt im Kopf

Habt ihr euch einmal gefragt, warum Kinder so gut mit Pferden klar kommen? Ihnen fällt alles so viel leichter. Es scheint, als würden Sie sich instinktiv verstehen, ohne viele Worte. Erklärung suchen wir dann meist im “Pferdesinn” oder im sogenannten “Pferdegen”. Wir meinen damit eine Art angeborenes Gespür für den richtigen Umgang mit dem Pferd. Ich will nicht bestreiten, dass es so etwas gibt. Auch nicht, dass einige Menschen von Natur aus besser mit Pferden klar kommen, als andere. Was ich in diesem Artikel erläutern möchte, ist dass ich der festen Überzeugung bin (und damit berichte ich nicht nur aus eigener Erfahrung), dass jeder in der Lage ist, eine erfolgreiche und innige Beziehung zu Pferden aufzubauen. Die Basis dafür liegt meiner Meinung nach fern ab von jeglichem Unterricht oder Reitweise. Sie beginnt bei uns selbst.

Die Rede ist von mentaler Stärke – die Kraft der eigenen Gedanken. Sie hat einen gewaltigen Einfluss auf unsere Biochemie – denn mittels unsere Gedanken steuert das Gehirn unbewusst hormonelle Vorgänge, die wiederum Einfluss auf unser Gesamtbefinden und unsere Körpersprache haben. Fühlen wir uns gut, so lächeln wir automatisch mehr, als wenn uns etwas buchstäblich Bauchschmerzen bereitet. Haben wir Angst, meldet unsere Hirnregion mit dem Namen Amygdala ein Stresssignal. Unbewusst bereitet sich unser Körper auf eine Gefahrensituation vor. Eine Kaskade an Hormonen werden in Gang gesetzt, welche den Herzschlag erhöhen und damit den Blutdruck und die Atemfrequenz steigern. Doch das ist noch nicht alles – die Auswirkungen betreffen auch unsere Körpersprache – die Körperspannung geht verloren, wir werden schlacksig und neigen zu Übersprunghandlungen. Wir wir bereits wissen spielt die eigene Körpersprache eine sehr wichtige Rolle im Umgang mit Pferden. Als Herdenchef, dem das Pferd zu jeder Zeit vertrauen soll, machen wir so ganz ohne Körperspannung keine gute Figur. Da hilft es auch nicht, sich künstlich zu verkrampfen. Die Lösung liegt im Ursprung. Nämlich da, wo die Angst entsteht, in unserem Kopf.

Doch negative Gedanken zu überwinden, ist nicht für jeden so einfach, wie es klingen mag. Mentale Stärke ist eine Fähigkeit, die man ebenso erlernen muss, wie das Reiten selbst. Doch hat man sie erstmal drauf, so wird Vieles im täglichen Umgang mit unserem Vierbeiner viel einfacher. Wir schaffen es die Ruhe zu bewahren, nicht überzureagieren, in panischen Situationen uns schneller wieder zu fangen. Doch wie geht das nun? Im Alltag sind wir es gewohnt unaufhörlich zu denken. Unsere Gedanken strömen nahezu unaufhörlich durch unseren Kopf. Das Gespräch mit der Kollegin, die Einkaufsliste, die To-Do Liste, der Trainingsplan… was auch immer uns durch den Kopf gleitet – das müssen wir zunächst erstmal los werden. Stellt euch einen Timer auf 60 Sekunden und versucht in dieser Zeit nicht zu denken. Erlebt die vollkommene Stille in eurem Kopf – für 60 Sekunden. Klingt einfach, doch die Meisten werden bereits hier scheitern. Denn ohne dass man es will, kreisen die Gedanken um die Uhr, um die Zeit die noch verbleibt, um den Raum, die Luft, der Geruch usw. Unser Kopf will sein gewohntes Muster nicht so einfach verlassen. Das erfordert Übung – doch die lohnt sich.

Haben wir erst einmal Platz in unserem Kopf geschaffen und können ohne Probleme 5 – 10 Minuten ohne einen einzigen Gedanken verwahren, so sind wir schon in einer leichten Meditationsstufe angekommen. Es kehrt im wahrsten Sinne des Wortes Ruhe ein in unseren Körper. Der Herzschlag verlangsamt sich, die Atmung wird tief und ruhig. Wir entspannen uns. Jetzt können wir einen Schritt weiter gehen und in diese innere Leere Bilder platzieren. Keine Erinnerungen, die würden unweigerlich zum Grübeln führen – einfach nur bestimmte Bilder. Eine blühende Blumenwiese im Sonnenschein – die rauschende Wellen am Strand. Bilder die uns ein positives Gefühl verschaffen. Dieses Positive Gefühl versuchen wir so lange wie möglich zu halten. Wer sich an dieser Stelle noch tiefer mit der Materie vertraut machen möchte, der begebe sich auf die Spuren des autogenen Trainings. Die leichten Meditationsübungen können beim einschlafen helfen, Stress minimieren und sogar Schmerzen lindern. Aber wir benötigen erstmal nur die Kontrolle über unsere Gedanken.

Tritt nun eine unangenehme Situation auf – das Pferd benimmt sich daneben, erschrickt häufig, tänzelt rum – oder was auch immer euch unter Stress setzt, Angst oder Wut auslöst – leert genau in diesem Moment für minimal 10 sek euren Kopf. Das heißt nicht, dass euer Körper in dieser Zeit abschaltet – natürlich tut ihr was notwendig ist, haltet das Pferd fest, bindet es an oder was auch immer – Safety first – aber kontrolliert dabei eure Gedanken. Löscht alles negative raus. Egal was euch in den Sinn kommt… Der spinnt wieder, der will mich nur verarschen, mein Reitlehrer meinte ich muss mich mehr durchsetzen… Aller raus. Leert den Kopf vollkommen und setzt das positive Bild ein. Dann legt ihr eine kurze Pause ein und macht weiter. Aber diesmal stellt ihr euch nicht vor, was das Pferd nicht tun soll – sondern denkt daran, wie ihr es euch wünschen würdet. Denkt dabei immer positiv. Und ihr werdet eine starke Veränderung feststellen. Einmal merkt ihr, dass ihr euch nicht mehr aufregt – was schon mal eine tolle Grundlage ist. Ihr schafft es, euch wesentlich schneller zu beruhigen, schneller die Kontrolle über euren Körper zurück zu gewinnen und die Körperspannung zu erhalten und damit eurer Rolle als vertrauensvollen Herdenchef gerecht zu werden. Und es geht noch weiter, durch eure positiven Gedanken nehmt ihr direkt Einfluss auf euer Pferd. Ich will jetzt nicht behaupten, dass die Gedanken übertragen werden – das wäre zu weit hergeholt – aber dennoch werdet ihr feststellen, dass auch euer Pferd lernt ruhiger zu werden – es wird sich schneller entspannen, weil es euch nun vertrauen kann und es keine Angst haben muss, vor unberechenbaren Reaktionen, die ihr in Wut oder Stressmomenten zeigt.

Das klingt gut? Aber das kostet Zeit und Übung. Wie gesagt alles beginnt mit der Kontrolle eurer Gedanken. Baut diese Übung in euren Alltag ein und trainiert regelmäßig. Steigert euch in der Intensität der Übung und ihr werdet rasch Erfolge verzeichnen. Dann übertragt das Gelernte auf den Umgang mit euren Pferd – Think always positive – und alles ist möglich!